Geschichte des Hauses

Die Gründung des Kreismuseums Bitterfeld geht zurück auf das Ende des 19. Jahrhunderts. Zum damaligen Zeitpunkt zählte Bitterfeld etwa 10.000 Einwohner und entwickelte sich zur Industriestadt, bedingt durch die Ansiedlung der Chemischen Industrie und des Braunkohletagebaus.

Zu verdanken ist die Gründung des Heimatmuseums im Jahr 1892 dem Kirchenrendant Emil Obst, der ein leidenschaftlicher Sammler und Heimatforscher war. Mit der Umsetzung der Idee, ein Museum zu gründen, wandte er sich an den Magistrat der Stadt Bitterfeld. Zunächst wurde ein Zimmer zur Aufbewahrung von Wertsachen und städtischen Urkunden im Rathaus zur Verfügung gestellt. Obst gab der neuen Einrichtung den Namen „Städtische Sammlung für Heimatkunde und Geschichte des Kreises Bitterfeld“, denn die Städtische Sammlung sollte Objekte des ganzen Kreises beherbergen. Erstmals am 20. Januar 1892 wandte man sich an die Bevölkerung mit der Bitte, dem Museum geeignete Gegenstände für die Sammlung zu überlassen. Vorwiegend fanden sich unter den Geschenken Fotos, Zeichnungen, Innungsbriefe, Urkunden, Fossilien, Münzen sowie kulturgeschichtliche Gegenstände. Da die Sammlung schnell anwuchs, war bereits 1896 ein weiterer Raum zur Ausstellung des Sammelgutes notwendig. Im Jahr 1901 zog das Museum in die alte Mädchenschule an der evangelischen Kirche um. Um 1905 wird in den Akten erstmalig der Begriff „Stadtmuseum“ verwendet.

Der Erste Weltkrieg brachte auch für das Bitterfelder Museum Einschnitte und Entbehrungen mit sich, dennoch konnte Obst die Sammlung weiter ausbauen. Es entstand eine Kriegsabteilung, in der Briefe und Bilder der Gefallenen ausgestellt wurden.

Nach dem Tod von Emil Obst im Jahr 1929 übernahm der Kaufmann Max Dietze dessen Amt als Museumsdirektor. Ab 1936 konnte das Museum alle Räumlichkeiten des Hauses nutzen, da das Katasteramt auszog. Das Stadtmuseum wurde komplett renoviert und am 29. August 1937 feierlich wiedereröffnet. In diesen Jahren entstand durch Dietze die Abteilung „Mittelalter“.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam es zu einer Unterbrechung der Museumsarbeit. Viele Museumsgegenstände mussten verpackt und in anderen Gebäuden untergebracht werden. Bestandsverluste hatte das Museum nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zu beklagen und alle ausgelagerten Objekte wurden zurückgeführt. 1950 trat Walter Bellmann die Stelle als hauptamtlicher Museumsleiter an. Die Kulturpolitik in der SBZ/DDR hatte Einfluss auf das Sammlungsprofil des Museums, sodass in dieser Zeit vor allem ein Zuwachs von naturkundlichen und technologischen Objekten zu verzeichnen ist.

Da sich der Braunkohletagebau in der Region Bitterfeld immer weiter ausdehnte, wurde der Schwerpunkt der Museumsarbeit in dieser Zeit auf die Ausgrabung der ur- und frühgeschichtlichen Funde gelegt. Das immer umfangreichere Aufgabengebiet des Museums führte schließlich dazu, dass der Rat des Kreises das Stadtmuseum am 01. August 1961 als Kreismuseum übernahm.

Heute können sich Besucher im Kreismuseum zur Heimat- und Naturkunde der Region informieren. Einem themenorientierten Vermittlungsansatz folgend, befinden sich in den Ausstellungsräumen Texttafeln und Objektinstallationen zu Flora und Fauna, Ur- und Frühgeschichte, Ballonfahrt, Stadtgeschichte, zur ehemals bedeutsamen Steinzeugindustrie, dem Braunkohletagebau, zur Militärgeschichte und zur Reformationsgeschichte. Der im Haus befindliche Bernsteinkeller informiert zum Bitterfelder Bernstein, einem fossilen Harz, das als Begleitrohstoff von 1972 bis 1993 im Braunkohlentagebau „Goitsche“ abgebaut wurde.

Damals wie heute freut sich das Kreismuseum über Ihre Mitwirkung: Wir möchten Sie dazu ermuntern, sich am Aufbau der Sammlung und somit an der Bewahrung von Erinnerungswerten zu beteiligen, z.B. durch Übergabe von Objekten/Dokumenten an das Museum in Form von Leihgaben oder Schenkungen. Haben Sie Gegenstände oder Schriftgut oder Bildmaterial, das besondere Geschichten erzählt oder für die Nachwelt erhalten werden soll? Kontaktieren Sie uns gern.