Mitteldeutsche Korallenfibel aus der Eisenzeit

Dieses Artefakt stammt aus dem Gräberfeld unmittelbar westlich von Gräfenhainichen, einem reinen Brandbestattungsplatz, der zwischen 1959 und 1970 systematisch ausgegraben wurde. Insgesamt wurden dort 120 Gräber archäologisch erfschlossen. Von der Fibel mit Korallenbesatz wurden lediglich Fragmente entdeckt. Sie gehört zum sog. „Mitteldeutschen Typ“, einer Gruppe von mitteldeutschen Korallenfibeln, die geographisch zwar unterschiedlichen Ursprungs sind aber sich typologisch nur graduell unterscheiden.
Archäometrische Studien wurden durchgeführt, um die Beschaffenheit der Perlen zu klären. Dabei kamen zerstörungsfreie und minimalinvasive Methoden wie Digitalmikroskopie und Röntgenfluoreszenzanalytik zum Einsatz. Insbesondere Prof. Klaus Bente von der Universität Leipzig hat hierzu intensive Forschung betrieben. Im vergangenen Jahr konnten die Bestandteile der Fibel restauratorisch zusammengefügt werden. Seit wenigen Tagen befindet sich die Korallenfibel wieder im Kreismuseum und soll perspektivisch als Highlight-Objekt in der Ausstellung zur Stadtgeschichte glänzen.
Die Fibel vom Frühlatèneschema (ca. 5. - 1. Jh. v. Chr.) zeichnet sich durch eine sechswindige Spirale und einen bandförmigen Bügel aus. Das Schlussstück des umgeschlagenen Fußes ist kunstvoll mit Profilierungen verziert. Ursprünglich mit acht Korallen ausgestattet, waren nach der Ausgrabung nur noch fünf erhalten: Diese Perlen wurden nicht an der Fibel angebracht, da dies eine rein interpretative Gestaltung wäre. Eine eichelförmige Perle ziert das dornartig verlängerte Schlussstück und ist mit Hilfe zweier Bronzeplatten befestigt.
Zahlreiche prominente Fundstücke bezeugen die Beliebtheit des Werkstoffes "Koralle" (Corallium rubrum) in der Vor- und Frühgeschichte. Bekannt ist, dass Korallen, besonders bei den Kelten, äußerst begehrt waren und aus verschiedenen Regionen stammten, z. B. vom Roten Meer, von der französischen Mittelmeerküste und vom Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien. Der Fund der Fibel mit Korallenbesatz und insbesondere die dazugehörigen Bernsteinperlen, belegen konkret die Existenz von Handelswegen zwischen Mittelmeer und Ostsee in der Eisenzeit.